Erfolgreiches Duo beim Landeswettbewerb Alte Sprachen

Jana Stetter und Benedikt Helbig im Interview

Liebe Jana, lieber Benedikt, herzlichen Glückwunsch zu eurer fulminanten Teilnahme am Landeswettbewerb Alte Sprachen! Unsere ganze Schulfamilie ist sehr stolz darauf, dass es mit euch in diesem Jahr gleich zwei Schüler in die zweite Runde des Landeswettbewerbs Alte Sprachen geschafft haben, Jana, du sogar in die dritte Runde, d.h. unter die 10 besten Schüler Bayerns – und das auch noch in Latein und Griechisch!

Erzählt doch bitte erst einmal, wie man sich einen Wettbewerb in den Alten Sprachen – besonders zu Corona-Zeiten – vorzustellen hat?

Jana: Der Wettbewerb besteht aus drei Prüfungen. Die erste Prüfung kann man sich wie eine Latein- oder Griechisch-Schulaufgabe vorstellen, bei der es im Zusatzteil aber auch Knobelaufgaben gibt. Die zweite Prüfung ist dann eher eine Deutsch-Klausur. Man muss nämlich einen griechischen/lateinischen Text interpretieren. Außerdem gibt es eine kreative Zusatzaufgabe. Die dritte Runde ist dann ein Kolloquium, also eine mündliche Prüfung, die in diesem Jahr per Videokonferenz stattgefunden hat. Dort musste ich erst einen kurzen Text vorübersetzen. Dann wurden mir von fünf verschiedenen Prüfern abwechselnd querbeet teils etwas abstruse Fragen gestellt, zum Beispiel über Vasenmalerei oder einen griechischen König aus dem 19. Jahrhundert, von dem ich noch nie etwas gehört hatte...

Benedikt: Man muss noch dazu sagen, dass Corona bei dem Wettbewerb zumindest zu Beginn kaum eine Rolle gespielt hat. Die erste Runde fand noch vor der Pandemie statt, die zweite konnte aufgrund der Tatsache, dass wir nur zu zweit waren unter Hygieneauflagen durchgeführt werden. Inwiefern die recht lang andauernde Korrektur der Aufgaben mit Corona korreliert, war für uns allerdings nicht zu ergründen...
Bei einem sportlichen Wettbewerb absolviert der Athlet ein spezielles Trainingsprogramm - wie sah denn euer Training für den Wettbewerb aus?

Jana: Ehrlich gesagt war das Training nicht wirklich vorhanden. Zumindest an den ersten beiden Runden habe ich eher aus Spaß teilgenommen, ohne das so ernst zu nehmen.

Benedikt: Bei mir war es ähnlich. Zu Beginn der 11. Klasse hat uns Frau Schwarzer nahegelegt, doch einfach mal mitzumachen, und uns angemeldet. Unsere „Vorbereitung“ war im Grunde der Unterricht von Herrn Nebel, den wir drei Jahre lang bis zur Oberstufe genießen durften. Darüber hinaus stand aber der Spaß im Vordergrund. Ich glaube, es ist sogar wichtig, recht unbedarft an den Wettbewerb heranzugehen, da man sich vor allem auf den Aufgabenteil nicht wirklich gezielt vorbereiten kann und man unter Stress auch keine originellen, kreativen Lösungen finden wird, die mitunter gefordert sind.
Welche Erfahrungen konntet ihr denn aus der Teilnahme an dem Wettbewerb gewinnen?

Jana: Vielleicht, ein bisschen optimistischer zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass ich es bis in die letzte Runde schaffen würde.

Benedikt: Ich glaube, man lernt, auf sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen. Mit der Nachricht, dass ich es in die zweite Runde geschafft habe, habe ich im Vorhinein wirklich nicht gerechnet.
Ihr habt offensichtlich beide ein Faible für die Alten Sprachen. Darüber wird sicherlich der ein oder andere verwundert sein. Könnt ihr erklären, was genau euch daran so viel Spaß macht?

Jana: In Griechisch finde ich die Sprache an sich schon wunderschön und der große Bonus sind die Texte, die man liest. „Die alten Griechen“ haben sooo tolle Sachen geschrieben und hatten in der Philosophie total faszinierende Gedanken. Obwohl sie vor mehr als tausend Jahren geschrieben haben, sind die Themen teilweise viel aktueller oder greifbarer als die neueren Sachen, die man in anderen Fächern lernt. Latein liegt mir, glaube ich, einfach und ich habe mir beim Übersetzen oder Vokabellernen nie schwergetan.

Benedikt: Mir ist Latein auch nie schwergefallen und spätestens am Griechischabend war für mich klar, dass ich Griechisch lernen wollte. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Das Griechische gibt, noch mehr als das Lateinische oder Deutsche, die Möglichkeit, Gedankengänge sehr präzise auszudrücken. Mich fasziniert es, wie diese Sprache den antiken Autoren als Werkzeug dient, Geschichten zu erzählen und philosophische Gedanken auszudrücken. Allein die vielen Aspekte des Aorist… Spannend ist auch, dass viele existentielle Fragen bis heute keinesfalls überholt sind, beispielsweise, was gerecht ist, wie ein Staat aufgebaut sein sollte oder Thukydides' Überzeugung, dass die Geschichte sich wiederholt, wenn man nicht daraus lernt.
Könnt ihr gerade den SchülerInnen unserer Schule, die die Zweigwahl noch vor sich haben, eine Empfehlung geben, warum es sich lohnt, den humanistischen Zweig zu besuchen?

Jana: Ihr bekommt nie wieder die Gelegenheit, das zu lernen, was man in Griechisch in der Schule lernt, und das Formen- und Vokabeln-Pauken lohnt sich dann in der Oberstufe wirklich. Außerdem ist der Unterricht in den kleinen Griechisch-Grüppchen viel intensiver und entspannter als mit der ganzen Klasse. Übrigens kann man Griechisch auch super für die anderen Fächer brauchen, mein „Griechisch-Insiderwissen“ habe ich nicht nur in Geschichte und Reli, sondern auch in Deutschklausuren gebrauchen können und es hilft sogar in Bio und Chemie bei den Fachbegriffen. Und es gibt Kuchen!!

Benedikt: Jana hat vollkommen recht. Griechisch ist nicht nur ein Schulfach, sondern viel mehr. Es ist die einmalige Gelegenheit, in die Welt der Mythen und Sagen und natürlich in die der Philosophen einzutauchen. In anderen Fächern geht es immer um Fakten, um Absolutheit. In der griechischen Literatur dagegen sind häufig nur Fragmente erhalten, das heißt, dass man manchmal gar keine Antwort finden kann oder muss, sondern dass die Frage an sich viel wichtiger ist als die Antwort. Außerdem sind wir Griechisch-Schüler in der luxuriösen Situation, in recht kleinen, ja „familiären“ Gruppen lernen zu dürfen. Auch ist Griechisch eine Konstante im Schulalltag. So herrscht in Griechisch in der mitunter stressigen Oberstufe immer eine ruhige, entspannte und lockere Atmosphäre, wodurch man sich schon auf die Stunden freut. Und nicht zuletzt erfüllt es einen auch mit einer gewissen Demut, Stolz und Dankbarkeit, wenn man „seinen“ Homer aufschlägt und etwa 2700 Jahre alte Originalverse übersetzen darf...
Ihr steckt gerade inmitten der Abiturprüfungen und werdet bald das Wirsberg-Gymnasium verlassen. Welche Highlights aus dem Unterricht in den Alten Sprachen werden euch denn in Erinnerung bleiben?

Jana: Natürlich die Doppelstunden mit Herrn Nebel und Kuchen und Keksen in der Zwischenpause! Aber genauso Momente, wenn man im Griechisch-Unterricht aus Sophokles‘ Antigone oder Homers Ilias übersetzt und ein Gedanke oder ein Bild daraus einen so fasziniert, dass man noch Wochen später darüber nachdenkt. Oder natürlich der Corona geschuldete fast Privatunterricht in der Oberstufe.

Benedikt: Da sind zuerst Herrn Nebels Griechischstunden zu nennen. Er hat uns in der Mittelstufe Einiges abverlangt, aber es hat sich definitiv ausgezahlt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön! Selbstverständlich sind auch die vorweihnachtlichen Fahrten der Griechen nach München, Karlsruhe und Kassel schöne Erinnerungen. Dann auf jeden Fall Homer, über den ich auch meine Seminararbeit verfasst habe, die Diskussionen über Verbformen oder Philosophie, die Griechischabende...
Und was macht ihr in eurer Freizeit, wenn ihr nicht gerade lateinische oder griechische Texte übersetzt?

Jana: Natürlich übersetzte ich jeden Tag zehn Seiten Homer, vor allem in den Ferien. Ähem. Nein. Eigentlich spiele ich Gitarre oder Harfe, wenn ich Zeit dazu habe, oder zeichne, bastle oder schreibe Geschichten.

Benedikt: In meiner Freizeit zieht es mich raus in die Natur. Egal ob auf dem Rennrad, dem Mountainbike oder bei der Gartenarbeit auf der Streuobstwiese. Ich bin sehr gerne an der frischen Luft. Daneben spiele ich Klavier und lese gerne, getreu dem Motto „Mens sana in corpore sano“. Habt ihr denn schon Pläne für die Zukunft? Werden die Alten Sprachen euch auch weiterhin begleiten?

Jana: Nicht so wirklich. Ich mache jetzt erst einmal ein FSJ und dann sehe ich weiter. Vielleicht überkommt mich dann ja doch noch die Sehnsucht nach den Alten Sprachen.

Benedikt: Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich plane zu studieren, habe mich aber noch auf nichts Konkretes festgelegt. Ob die Alten Sprachen dabei Thema sein werden, ist noch offen. Ich bin der Meinung, dass Alte Sprachen charakterbildend sind, insofern werde ich sie glücklicherweise ohnehin immer dabeihaben.

Herzlichen Dank, liebe Jana, lieber Benedikt, für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

OStRin Julia Greb und OStRin Daniela Voll

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