Pilgern

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Pilgern am Wirsberg-Gymnasium

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh. 3,16)

Pilgern liegt voll im Trend. Das gilt auch für unsere Schule – und zwar seit 1994. Seitdem machen wir uns jedes Jahr in den Allerheiligenferien auf den Weg von Schweinfurt nach Vierzehnheiligen – etwa 85 km.

Wie ist das möglich, dass Schüler so weit zu Fuß laufen? Freiwillig! In den Ferien! Mit Eltern und Lehrern (?)!

Vor allem ist es natürlich das Gemeinschaftserlebnis, das uns im Herbst aus den warmen Häusern lockt. Jugendliche können mit ihrer Spontaneität und Kreativität für eine wunderbare Stimmung sorgen.

Das Gemeinschaftserlebnis wird bei uns wesentlich durch die Musik getragen. Wir hatten bisher das Glück, immer tolle Musiker unter uns zu haben. Es wird bei jeder Gelegenheit (und vor allem auch zu jeder (!) Tages- und Nachtzeit) gesungen und musiziert. Unser Repertoire reicht von „Aller Augen warten auf Dich, Herre“ (Heinrich Schütz) bis zu „Zombie“ (The Cranberries).

Wesentlicher Bestandteil unseres Pilgerns sind aber natürlich auch die spirituellen Erfahrungen, die wir immer wieder machen können. Pilgern ist verdichtetes Leben.

  • Das Schönste bekommen wir geschenkt. Viele wunderbare Gemeinschafts- und Naturerfahrungen kann man nicht für Geld kaufen.
  • Das Mühevolle muss keine Last sein. Anstrengungen gehören zum Leben und können uns bereichern.
  • Nicht jeder Umweg ist schlecht. Mancher Umweg eröffnet uns neue Perspektiven.
  • Das einfache Leben ermöglicht uns ungeahnte Möglichkeiten der Lebensfreude (kaum ein Jugendlicher würde seinen Boden-Schlafplatz mit einem Hotelzimmer tauschen). Unser Prinzip ist: Wir leben einfach, lassen es uns aber gut gehen.

Im Religionsunterricht wurde ich einmal gefragt, warum heute so wenige Menschen „Gotteserfahrungen“ machen, während wir in der Geschichte immer wieder von Leuten hören, die Gott begegnet sind. Ein wesentlicher Grund ist ganz sicher, dass wir heute in unserem Alltag Gott so selten Gelegenheit geben, uns anzutreffen. Beim Pilgern aber können  wir immer wieder „magic moments“ erleben.

Meine Überzeugung als Religionslehrer ist, dass wir heute zu viel über „Glauben“ sprechen. Vielen Schülern fehlen die Lebenserfahrungen, die den Glauben ermöglichen. Das Pilgern ist eine Gelegenheit, wenigstens für eine kleine Auszeit „christlich“ (im Sinne der urchristlichen Gemeinden) zu leben. Dann erst bekommt der Glaube einen Sinn.

Inzwischen haben wir schon unser 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Über 100 Teilnehmer hatten sich auf den Weg gemacht. Aber auch im Corona-Jahr 2020 ließen uns die Füße nicht ruhen. Klein, aber fein – und mit (diesmal vom Gesundheitsamt) (ab)gesegnetem Hygieneplan.

 

Siegfried Hutzel, Februar 2021

 

 

 

 

 



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