Allgemeine Infos
„Du lernst Griechisch? Wozu denn das?“ Wer nach unmittelbar anzuwendenden Kenntnissen fragt, der sei auf den selbstverständlichen Gebrauch von Fremdwörtern aus dem Griechischen hingewiesen, die in das heutige Deutsch Eingang gefunden haben. Griechisch ist zudem die Basis für die Fachterminologie vieler Wissenschaftssparten (übrigens: auch die „Sparte“ kommt aus dem Griechischen, und sogar der „Ball“).
Dass es bei der intensiven Beschäftigung mit der griechischen Sprache und Kultur jedoch um weit mehr geht, liegt auf der Hand - stehen die Griechen der Antike doch am Beginn europäischer Geistesgeschichte schlechthin. Wer in der Schule Griechisch lernt, hat im Laufe der sechs möglichen Schuljahre Gelegenheit, sich mit Homers Epen und ihren archaischen Strategien menschlicher Daseinsbewältigung zu befassen. Wir lernen die Anfänge griechischer Lyrik – hier wäre z.B. Archilochos zu nennen oder Sappho - kennen, wo das persönliche Empfinden sich erstmals individuellen Ausdruck verleiht. Mit Thales aus Milet und seiner Schule bricht wissenschaftliches Denken auf – berühmt ist hier z.B. Pythagoras, oder auch Demokrit, der als erster von Atomen gesprochen hat; die eben erst im Entstehen begriffene Geschichtsschreibung eines Herodot oder Thukydides bietet in Methode und Inhalt interessante Einblicke.
Die „Erfindung“ des Theaters und wie in ihm menschliche Grundkonflikte mit aktuell politischen Fragen verknüpft und in mythische Stoffe gekleidet wurden – Sophokles ist hier an erster Stelle zu nennen. Schließlich beschäftigt uns die Philosophie mit den konträren Vertretern der Sophistik: Hat der Stärkere immer recht – oder gibt es vielleicht doch bessere Positionen? Und dann natürlich die Auseinandersetzung mit Sokrates (siehe Eingangstext) und seinem Schüler Platon, deren Wirkung auf die europäische Geistesgeschichte sich überhaupt nicht wegdenken lässt. Auf sie geht die Erkenntnis zurück, dass alles Denken am besten mit einem gedanklichen Austausch und dialogischen Prozess zu verknüpfen ist.
Europa ist in seinen Fundamenten geprägt von der griechischen Antike. Seien es Demokratie, Theater, Ästhetik, Architektur, Olympische Spiele, Wettbewerbsprinzip oder der Forscherdrang, mit dem man Naturphänomene oder bis dahin fremde Länder und Kulturen erkundete. Und ganz besonders können wir in der Auseinandersetzung mit der griechischen Antike lernen: Es liegt eine große Chance darin, sich anhand von Originaltexten mit überkommenen Antworten auf menschliche Grundfragen auseinanderzusetzen und sie im Gespräch kritisch zu prüfen – um auf diese Weise den eigenen Horizont zu weiten und eine gefestigte individuelle Position im sozialen Gefüge der Mitwelt und der eigenen persönlichen Zukunft entwickeln zu können.