Seneca
Prof. Baier über Seneca und die Aktualität der Philosophie
„Philosophandum est“ – so lautet die zentrale Botschaft Senecas im 16. Brief an seinen Schüler Lucilius. Diese Maxime untersuchte Prof. Baier vom Institut für Klassische Philologie der Universität Würzburg zusammen mit den beiden Lateinkursen der 11. Jahrgangsstufe. In einer ebenso lehr- wie geistreichen Unterrichtsstunde zeigte er auf, mit welch rhetorischem, aber auch pädagogischem Geschick Seneca seinen Schüler von der Notwendigkeit des Philosophierens als einer grundlegenden Voraussetzung für ein gelungenes Leben überzeugte.
Zusammen mit den Oberstufenschülern untersuchte er Aufbau und Argumentationsverlauf des Senecabriefes und deckte die Ursachen für dessen Überzeugungskraft auf. Stets behielt er dabei die Erfahrungswelt der Jugendlichen im Auge und verstand es, die antike Botschaft mit den Herausforderungen unserer Zeit zu verknüpfen. So flocht er psychologische Experimente in seine Ausführungen mit ein, um aufzuzeigen, welchen Einfluss philosophische bzw. ethische Schulung auf das Handeln der Menschen hat. Erkenntnisse von Freud wurden mit denen Senecas konfrontiert; ebenso flossen auch Ergebnisse der aktuellen Hirnforschung mit ein. Tatsächlich ist inzwischen nachweisbar, wie die intensive Beschäftigung eines Menschen mit bestimmten Themen die Hirnstruktur des jeweiligen Individuums verändert. Damit stützt die moderne Forschung Senecas Überzeugung, dass philosophisches Denken, zur Gewohnheit geworden, den Menschen prägt. So gilt auch für heute die Forderung des antiken Philosophen, „ut habitus animi fiat quod est impetus“. Dann erst ist ein autarkes, selbstbestimmtes Leben möglich. Kann eine antike Botschaft aktueller sein?
Lehrkräfte und Schüler der beiden Lateinkurse möchten sich ausdrücklich bei Herrn Prof. Baier für seine Ausführungen bedanken. Die Unterrichtsstunde war fesselnd in ihrem Tiefgang, hochinteressant durch die zahlreichen Vernetzungen, und: es konnte schallend gelacht werden.
B.S.