Griechisch in Studium und Beruf

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Braucht man Griechisch im späteren Berufsleben? - In den meisten Fällen gilt: Nein! Aber das gilt für sehr viele Sachen, die wir am Gymnasium lernen, und zwar in allen Fächern. Denn mal ehrlich: Welche Raumfahrttechnikerin, welcher Apotheker, welche Gefäßchirurgin hat in ihrem Beruf schon einmal das Reimschema eines Sonetts, die Sonatenhauptsatzform oder ein Shakespearezitat gebraucht? Und welcher erfolgreiche Romanautor den Citronensäurezyklus? - Aber all das ist gymnasiale Bildung und schön und sinnvoll - und Griechisch erst recht! 

Und für welche Berufe braucht man nun Griechisch tatsächlich? Das Graecum (also das Zertifikat über ausreichende Sprachkenntnisse im Altgriechischen) ist in der Regel Voraussetzung für die Studienfächer Klassische Archäologie, Latein und natürlich Griechisch selbst. Wer diese Studien ohne Graecum beginnt, muss die Graecums-Prüfung während des Studiums nachmachen.

Sinnvoll sind Kenntnisse der griechischen Sprache und Kultur natürlich in vielen Studienfächern wie Jura, Indogermanistik, Philosophie, Germanistik, Geschichte, Politik, Kunstgeschichte und vielen mehr.

Eine andere Frage ist es, wieweit man auch dann einen Nutzen aus dem Schulfach Griechisch zieht, wenn man einen ganz anderen beruflichen Werdegang einschlägt. Hier lässt sich aus mannigfachen Gesprächen mit ehemaligen Griechisch-Schüler*innen berichten, die inzwischen seit vielen Jahren in ihren Berufen etwa als Richter, Flugzeugpilot, Journalistin oder Ärztin erfolgreich tätig sind: Unisono wird hier ein ums andere Mal der große Gewinn herausgestellt, den man aus der Beschäftigung mit den „alten Griechen“ ins Berufsleben mitgenommen hat.  

Noch einmal kurz zum Graecum:
Einen Sonderfall bildet das Studium der Theologie. Hier werden fachinterne Kurse im neutestamentlichen Griechisch angeboten, die nicht mit den allgemeinen Graecumskursen identisch sind und mit deren Abschluss man auch nicht das allgemeine Graecum erwirbt. Wer das allgemeine Graecum hat, ist von diesen Kursen in NT-Griechisch in der Regel befreit.

An der Schule erwirbt man das Graecum automatisch, wenn man vier Jahre Griechisch mit Erfolg (d.h. mindestens der Note "ausreichend") abschließt oder nach drei Jahren Griechisch eine eigene (schriftliche) Prüfung ablegt.

Wer das Graecum nicht an der Schule gemacht hat und es für das Studium braucht, muss es in - wirklich mühevollen - Sprachkursen an der Universität oder einem externen Institut nachholen, in denen meist in zwei oder drei Semestern der gleiche Stoff vermittelt wird, für den man am Gymnasium ca. drei Schuljahre Zeit hat.